Gastbeitrag: Social Media für Friseure
Ein schönes Beispiel für branchenspezifisches Social Media liefert Matthias Lange, der im Auftrag des Landungsinnungsverbandes das Buch „Social Media für Friseure“ herausgegeben hat. Lesen Sie in seinem Gastbeitrag, wie es dazu kam, und warum und wie Social Media für Branchen und Verbände funktioniert.
Seit Jahren arbeitet Matthias J. Lange von redaktion42 für den Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks und berät den Verband in Sachen Kommunikation. Gerade Verbände können im Social Network ein Zuhause finden. Eindrucksvolles Beispiel ist der bayerische Landesinnungsverband mit seiner konsequenten Nutzung der Möglichkeiten des Web 2.0 und seiner Präsenz in den sozialen Netzwerken.
Ein guter Verband hört auf seine Mitglieder. Er ist jederzeit erreichbar, kommuniziert mit seinen Mitgliedern und Nichtmitgliedern. In der Kommunikation von Mitglied und Verband gibt es kein oben und unten. Jedes Mitglied, egal ob Funktionsträger oder nicht, hat die Möglichkeit, mit dem Verband Kontakt aufzunehmen. So oder ähnlich lassen sich die Anforderungen an die Kommunikation in einem modernen Verband formulieren. Und natürlich noch weiter fortführen. Dass dies trotz stagnierenden Beitragsaufkommens nicht blanke Theorie ist, zeigt der bayerische Landesinnungsverband eindrucksvoll mit seiner konsequenten Nutzung der Möglichkeiten des Web 2.0 und seiner Präsenz in den sozialen Netzwerken.
Im März 2010 stellte er seine statische Website www.friseurebayern.de auf ein einfach zu pflegendes, komfortables Blogsystem um. Der Dialog war eröffnet, denn seither können Besucher der Seite Kommentare zu den Artikeln abgeben und damit Zustimmung oder Missfallen ausdrücken und auch untereinander diskutieren. In den sozialen Netzwerken startete der Verband bereits im Februar 2009 beim Microblogging-Dienst Twitter mit den Accounts @friseure für den Landesinnungs-Verband und @haare für die jährlich in Nürnberg stattfindende Meisterschaft und Messe. Die entsprechenden Facebook-Seiten friseurebayern und haarebayern wurden im Laufe des Jahres 2010 eingerichtet. Videos der Modepräsentationen, Interviews mit Partnern und Filmimpressionen von Wettbewerben werden auf den verbandseigenen YouTube-Kanälen veröffentlicht und in die sozialen Netzwerke verlinkt.
Mit der Eröffnung neuer Kommunikationswege über Social Media verfolgt der bayerische Verband weiter seine vor rund 10 Jahren begonnene Strategie, auch außerhalb der Bürozeiten für die Mitglieder erreichbar zu sein. Damals wurde aus der Not eine Tugend gemacht und die Mitglieder verstärkt dazu animiert, ihre Anfragen auf elektronischem Weg zu stellen. Geschäftsführerin Doris Ortlieb war nach der Geburt ihrer Kinder 2002 und 2004 zwar weiterhin in Vollzeit für den Verband tätig, arbeitete aber teilweise von Zuhause aus und beantwortete Anfragen schon mal nachts oder am Wochenende. Insofern ist der Austausch mit den Mitgliedern über Twitter, Facebook und Co. nur eine logische Fortsetzung damals bereits eingeübter Verhaltensweisen.
Mit der Stechuhr verträgt sich Verbandsarbeit in sozialen Netzwerken allerdings nicht. Wo Vorgesetzte oder Ehrenamt auf strenges Einhalten fester Büro- und Arbeitszeiten pochen, bleibt kein Freiraum für den Facebook-Chat am späten Abend. Vertrauensarbeitszeit muss für den Social Media-Verantwortlichen genauso selbstverständlich sein wie das Vertrauen in seine Urteilsfähigkeit. Welche Information darf auf welchen Kanälen veröffentlicht werden, in welche Diskussionen mischt sich der Verband ein, wie wird mit Anfragen von Nichtmitgliedern in Netzwerken umgegangen, bleibt ein Kommentar stehen oder wird er gelöscht? Nur einige von vielen Fragen, die im Umgang mit den sozialen Netzwerken beantwortet werden müssen. Natürlich kann die grundlegende Strategie und Ausrichtung mit den Verantwortlichen im Verband besprochen werden. Doch die Entscheidungen im einzelnen müssen schnell und eigenverantwortlich getroffen werden. Da gibt es keine Absicherung über Doppelunterschrift oder Vorstandsbeschluss. Deswegen muss sich der Social Media-Beauftragte des Verbandes auch immer darüber im Klaren sein, dass im Netz die gleichen Regeln gelten wie außerhalb. Die Politik des Verbandes und seine Grundsätze bleiben die gleichen, auch wenn sich der Kommunikationskanal ändert.
Ebenso gelten aber auch die gleichen rechtlichen Bedingungen. Es ist so einfach, Bilder und Texte über die sozialen Netzwerke zu verbreiten. Doch es entbindet den Sender nicht von der Pflicht zu prüfen, ob er diese Inhalte überhaupt verwenden darf. Gerade der Verband muss hier Vorbild sein und z.B. das Urheberrecht einhalten. Dass diese Haltung nicht immer auf Verständnis stößt, zeigt sich bei manchen Diskussionen in sozialen Netzwerken. Als vor einigen Monaten auf Facebook über die Preis- und Marketingstrategie eines Konzerns im Retailmarkt diskutiert wurde, wurde den Verbandsvertretern immer wieder ihre neutrale Haltung angekreidet und eine klare Positionierung gefordert. Die Diskutanten forderten hitzig Boykottmaßnahmen und Protestaktionen. Über die möglichen kartellrechtlichen Konsequenzen einer unbedachten Äußerung eines Verbandsvertreters machten sie sich keine Gedanken.
Dabei ist das Internet eben kein rechtsfreier Raum und Facebook keine private Unterhaltung. Was in sozialen Netzwerken geschrieben wird, ist in der Regel auch öffentlich. Selbst dann, wenn eine Äußerung durch entsprechende Privatsphäre-Einstellungen nur an einen begrenzten Personenkreis gerichtet ist oder innerhalb einer bestimmten Gruppe veröffentlicht wird. Das sollte sich jeder, der auf solchen Plattformen seine Meinung kundtut, immer wieder bewusst machen. Doch wenn man sich an gewisse Spielregeln hält, bietet Social Media viele Chancen, für Friseure gleichermaßen wie für Verbände.
Für den bayerischen Landesinnungs-Verband war die Möglichkeit, bisher starre Kommunikationsmuster mittels Social Media aufzubrechen, ein wesentlicher Grund, dort Präsenz zu zeigen. Klassischerweise funktioniert Kommunikation im Verband von oben nach unten. Informationen werden vom Zentralverband über die Landesinnungs-Verbände und Innungen an die Mitglieder weitergegeben. Nur selten erfolgt eine Rückmeldung der Basis, ob die Information hilfreich war. Ebenso werden erstaunlich selten Fragen und Forderungen direkt an den Verband gerichtet. Auf Facebook hingegen sind Friseure mitteilsam und diskutierfreudig. Alleine durch Beobachtung der Unterhaltungen in den einschlägigen Gruppen lässt sich viel Nektar ziehen. Außerdem zeigt die Erfahrung, dass es vielen Friseuren leichter fällt, mit dem Verband – in Person der Geschäftsführerin – auf Facebook in Kontakt zu treten als etwa in der Geschäftsstelle anzurufen. Außerdem ergibt sich viel häufiger der Kontakt zu Nichtmitgliedern und Innungsskeptikern. Sie spiegeln die Außenwirkung von Innungen und Verband und liefern wertvolle Anregungen für deren Weiterentwicklung.
Wer allerdings glaubt, ein Verband könne durch Kommunikation über Social Media Kosten sparen, irrt sich. Die verschiedenen Plattformen stehen zwar kostenlos zur Verfügung und ihre Pflege kostet praktisch nichts außer Zeit. Doch so wie Telefon, Fax und Brief durch E-Mail nicht überflüssig wurden, eröffnet auch das Web2.0 nur neue Wege. Und die digitale Spaltung unserer Gesellschaft ist eben Realität. Ein Verband, der gegenüber seinen Mitgliedern eine gewisse Bringschuld hat, kommt an dieser Realität nicht vorbei.
Für diejenigen, die sich mit den sozialen Netzwerken befassen wollen, bietet der bayerische Landesinnungs-Verband einige Hilfestellungen. Einen Überblick über die vielfältige Welt der sozialen Netzwerke bietet das Buch „Social Media für Friseure“ von Matthias J. Lange, das zum Preis von 24,80 Euro zzgl. Versandkosten beim Verband erhältlich ist. Für Vorträge und Seminare zum Thema werden erstklassige Referenten vermittelt. Außerdem werden regelmäßig in Kooperation mit der Hanns-Seidel-Stiftung Social-Media-Seminare angeboten.
Der nächste Schritt sind Live-Streamings von Pressekonferenzen und Modevorstellungen live im Netz. Erste Probestreamings haben bereits stattgefunden und nach der Sommerpause soll Bewegtbild einen größeren Raum in der Kommunikation des LandesinnungsVerbandes einnehmen.
Matthias J. Lange
Im Netz ist der bayerische Landesinnungsverband unter anderem hier zu finden:
www.facebook.com/friseurebayern
www.facebook.com/haarebayern
Kostenlose Leseprobe des Buches „Social Media für Friseure“ http://friseurebayern.wordpress.com/2011/11/22/kostenlose-leseprobe-social-media-fur-friseure/
Matthias J. Lange
http://twitter.com/redaktion42
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