Social Media in der Versicherungsbranche
Kann Social Media in der Versicherungsbranche erfolgreich sein? Und wenn ja, für wen und wie genau? Diese Fragen wollte ich auf den Grund gehen. Besonders nachdem ich bei zwei großen Versicherungen in München zum Beratungsgespräch durfte. Einfach ist es nicht, aber es gibt ein klares Bild:
Versicherung ist kein „sexy“ Thema mit dem man in den sozialen Medien so richtig punkten kann. Kontakte aufbauen und Community pflegen braucht da schon ein geschicktes Händchen. Mein erster Schritt. Schauen wir uns doch mal in den sozialen Medien erfolgreiche Versicherungsmakler an. Ich stelle zwei erfolgreichen Damen, jeweils zwei Fragen. Lohnt sich Social Media tatsächlich für sie und welche Tipps wollen sie ihren Kollegen geben:
Interview mit Stephanie Wisgott
Hallo Stephanie, du bist ja schon lange in den sozialen Medien unterwegs und wirst von Kollegen schon mal Miss Facebook genannt. Lohnt sich für dich der Aufwand?
Definitiv!
Als ich 2006 im Münchner Süden gestartet bin, war das vorrangige Ziel, schnellstmöglich im Ort bekannt zu werden. Persönliche Kontakte waren zwar sehr wirkungsvoll aber extrem zeitaufwendig. Durch eine gezielte Online- / Offlinestrategie konnten wir uns in kürzester Zeit im Ort bekannt machen, zudem viele neue Kunden gewinnen und jedes Jahr wachsen.
Mittlerweile vertrauen uns über 1.200 Kunden deutschlandweit ihre Absicherung und Anlagethemen an. 😊 Seit 2017 haben sich meine persönlichen Ziele noch einmal verschoben. Mein Ziel ist es Kunden mit modernen digitalen Services wie der Onlineberatung zu begeistern und durch Geschwindigkeit und einfache Zugangswege wie Whatsapp und Messenger zu überzeugen. “Einfach versichern“ 😉 eben.
Positiver Nebeneffekt: Ich selbst spare extrem viel Arbeitszeit ein, die ich sehr gerne für meine Kinder oder sportlichen Aktivitäten nutze!
Kannst du deinen Kollegen die Arbeit mit Social Media empfehlen?
Meine Tipps für Kollegen:
– Macht euch nicht verrückt und verzettelt euch nicht!
– Wir müssen nicht auf jedem Kanal präsent sein und alles auf einmal umschmeißen.
– Nicht die Trends geben die Stoßrichtung vor, sondern eure eigenen Ziele.
– Überlegt euch, was ihr mit der Digitalisierung erreichen wollt, analysiert die Zielgruppen und schafft dann gnadenlos wertvollen Content für Eure Leute.
– Findet den Kanal, der euch liegt und euch Spaß macht.
– Bleibt dran, dann werdet ihr definitiv damit Erfolge feiern.
Stephanie Wisgott – einfach digital
Allianz Agentur Michael Eisenschmid
Interview mit Franziska Zepf
Hallo Franziska, nutzt du Instagram für deine Versicherung-Agentur und wenn ja, erfolgreich?
JA! Wir betreiben hier Zielgruppenmarketing. Auf meinem persönlichen BLOG Franziska_Zepf geht es vor allem um unsere junge & weibliche Zielgruppe. Wir liefern hier Content rund um´s Thema Gründung und Finanzen.
Für alle die´s ein wenig fachlicher wollen, geht’s auf unserem Team Account @premiusmakler um die Versicherung und alles was dazu gehört.
Durch wertvolle Inhalte machen wir Neukunden auf uns aufmerksam, stehen unseren Bestandskunden gerne zur Verfügung und gewähren beiden einen Blick hinter die Kulissen.
Kann Instagram jeder in der Versicherungsbranche erfolgreich nutzen?
Nein! Allerdings halte ich nichts von dem abgedroschenen Vorurteil, Insta sei was für junge & hübsche Frauen und dann liefe das alles von allein.
Instagram ist Marketing. Und da geht es um ein gutes Konzept, darum seine Zielgruppe zu kennen und sie mit den Informationen zu versorgen, die sie wirklich interessiert und um Kundenorientierung. Wer auf Instagram wirklich spannende und interessante Inhalte liefert und nicht nur Werbung macht, kann langfristig erfolgreich werden.
Mein Tipp:
Wer schon einmal mit dem Gedanken „Instagram“ gespielt hat und Lust auf dieses Medium hat, sollte sich einfach einmal näher damit auseinander setzen. Prüfen ob seine Zielgruppe dort vertreten ist und sich überlegen, welche Inhalte er gerne auf seinem Profil teilen möchte. Und dann einfach loslegen.
Franziska Zepf
Jung Makler Award 2019 – 3. Platz
Ist Social Media für die Versicherungsbranche geeignet?
Mit sozialen Medien lassen sich jüngere Zielgruppen leichter ansprechen, aber auch ältere Nutzer oder Versicherte sind in Social Media gut zu erreichen. Das größte soziale Netzwerk Facebook ist schon lange kein Hort der Jugend mehr. Facebook ist durchaltert und für viele Branchen, auch für die Versicherugns-Branche hoch interessant und nutzbar.
Jung, weiblich, hübsch?
Muss ich für eine Social-Media-Strategie in der Versicherungs-Branche jung, hübsch und weiblich sein?
Weiblich? Nein, das können auch Männer, siehe Bastian Kunkel (Versicherungen mit Kopf) auf YouTube mit 22.000 Abonnenten und Facebook.
Jung? Nein, das kann jeder. Volker Büscher von der Allianz hat sich auf Tier-Kranken-Versicherungen spezialisiert und glänzt mit 20.000 Followern auf seiner Facebookseite. Zugegeben, auf Instagram finde ich als junger Makler vielleicht mehr Vertrauen bei jungen Nutzern. Aber auch „ältere Semester“ haben Erfolg auf Facebook & Co. Jugend ist keine Grundvoraussetzung.
Hübsch? Ist sicher kein Nachteil. Wichtig aber ist, dass Sie authentisch sind. Sie sind dann erfolgreich, wenn Sie Probleme lösen und Nutzwerte sympathisch vermitteln können. Seien Sie Sie!
Social Media bei große Versicherungen
Social Media in der Versicherungsbranche funktioniert, aber warum tun sich große Versicherungen so schwer Ihre Vertreter zu „sozialisieren“, effektiv in Social Media aufzustellen und Erfolge zu skalieren?
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Social Media hat sehr viel mit Herz und Kopf zu tun. Nur wer selber will und für ein Thema brennt kann auf Social Media ein Feuer entfachen. Vertriebs- und Verkaufsleiter versuchen verzweifelt Konzepte zu finden, die sie Ihren Vertreter-Netzwerken überstülpen können. Automatisieren, schematisieren und an dem „sperrigen“ Vertreter vorbei, erfolgreich zu implementieren. Nur ohne Herz und ohne Barrieren im Kopf geht´s halt nicht.
Tipps zur Lösung des Dilemmas
Social Media ist nicht für jeden das passende Werkzeug. Wer nicht will, sollte es lassen. Dann ist es nur Zeitverschwendung!
- Lassen Sie die Vertreter außen vor, die nicht nach Social Media verlangen. Wer keine Erfahrung hat und sich nicht mit Social Media anfreunden will, wird nie Erfolg haben. In diesen Fällen ist es tatsächlich verlorene Zeit. Im Gegenteil: Diese Vertreter binden Ressourcen in Strategien, die sie nicht weiter bringen.
- Geben Sie den anderen Hilfe zur Selbsthilfe. Klar, für eine Marke braucht es Branding und Vorgaben. Die müssen sein. Geben Sie Tipps und Material für Content und Content-Ideen. Auch Schulungen wie sie mit dem Handy gut fotografieren oder kleine Filme drehen. Das gehört heute fast zum Grundwissen des modernen Unternehmers ;-). Kurz entfachen Sie das Feuer und legen Sie ordentlich Holz bereit.
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