Chi­na Mar­ke­ting mit WeChat und Co. im Tourismus

Zu einem Work­shop des Tou­ris­mus-Ver­ban­des durf­te ich das The­ma Chi­na Mar­ke­ting mit WeChat & Co. recher­chie­ren und vor­tra­gen. Die über­ra­schen­den Ergeb­nis­se habe ich in die­sem Arti­kel zusam­men­ge­fasst. Span­nend, lehr­reich und ein klei­ner Blick in die Zukunft.

1. War­um Chi­na-Mar­ke­ting mit WeChat so beson­ders ist

Chi­na ist mit knapp 1,4 Mrd. Ein­woh­nern das bevöl­ke­rungs­reichs­te Land der Erde. Ins­ge­samt nut­zen 700 Mio. Men­schen das Inter­net und ca. 900 Mio. Chi­ne­sen im In- und Aus­land nut­zen WeChat. In Chi­na ist die Digi­ta­li­sie­rung bereits viel wei­ter fortgeschritten:

  • Es wird kaum mehr Bar­geld benutzt. Bezahlt wird via Mobi­le Pay, haupt­säch­lich mit WeChat Pay oder Alipay.
  • Selbst Com­pu­ter und Tablets wer­den kaum mehr benutzt. Digi­ta­le Funk­tio­nen wer­den fast aus­schließ­lich mobil erledigt.

2. Der Chi­ne­si­sche Tourismus

Chi­na hat als Rei­se­land welt­weit die Füh­rung über­nom­men. Die Gesamt­aus­ga­ben sind mitt­ler­wei­le höher als die Aus­ga­ben der bis­he­ri­gen Spit­zen­rei­ter, den ara­bi­schen und rus­si­schen Touristen.

Eine aktu­el­le Stu­die des Baye­ri­schen Han­dels­ver­ban­des ergab, dass chi­ne­si­sche Tou­ris­ten am Tag 513 Euro aus­ge­ben, deut­lich mehr als ara­bi­sche Touristen.

Dabei han­delt es sich nicht mehr nur um Pau­schal-Tou­ris­ten und Bus­rei­sen­de. Urba­ne Chi­ne­sen lie­ben die Indi­vi­du­al-Rei­se. Sie haben Geld, sind gebil­det und erfor­schen ger­ne Europa.

3. Social Media in China

Zuerst soll­ten wir uns im Kla­ren sein, dass west­li­che Social Media in Chi­na zen­siert sind. Tou­ris­ten nut­zen ger­ne VPN  (Vir­tu­al Pri­va­te Net­works), aber für die brei­te Mas­se der Ein­hei­mi­schen ist das kei­ne Opti­on. Um Chi­ne­sen zu errei­chen, führt des­halb kein Weg an chi­ne­si­schen Social Media vorbei.

3.1 WeChat

WeChat ist nicht nur ein Mes­sen­ger wie Whats­App, son­dern die Urmut­ter aller Mes­sen­ger. Auch wenn Whats­App mehr Nut­zer hat als WeChat, ist WeChat meist Vor­rei­ter. Vie­le neue Whats­App-Funk­tio­nen sind kei­ne ame­ri­ka­ni­sche Erfin­dung, son­dern ledig­lich Kopien von WeChat.

Der Funk­ti­ons-Umfang von WeChat ist zudem deut­lich grö­ßer. Es ver­fügt über einen eige­nen Inter­net-Brow­ser. Nie­mand muss WeChat ver­las­sen, um einen Geld­trans­fer zu erle­di­gen, Flü­ge zu buchen, im Inter­net zu shop­pen oder ein Taxi zu bestel­len. Inner­halb WeChat gibt es dazu alle mög­li­chen Apps, die das über­neh­men. WeChat ist wie ein klei­nes Inter­net im Internet.

3.2 Ande­re-Social-Media Kanäle

  • You­Ku ist das You­Tube Chinas
  • Sina Wei­bo, das Äqui­va­lent zu Twitter
  • Dian­ping, eine Art Yelp Chinas
  • Ctrip, eine Buchungs­platt­form für Hotels und sons­ti­ge Reiseservices
  • Auf Mafeng­wo wer­den Rei­se-Erleb­nis­se geteilt

3.3 Chi­na kommt in den Westen

WeChat und Co. ist natür­lich auch bei uns ver­füg­bar. Wird bei uns aber eher von Neu­gie­ri­gen, First-Movern und im Aus­land leben­den Chi­ne­sen genutzt. Eine geschäfts­mä­ßi­ge Nut­zung macht noch kei­nen Sinn.

Nichts­des­to­trotz stre­cken die chi­ne­si­schen Social Media ihre Füh­ler aus. Der Inter­net-Gigant Ten­cent, Besit­zer von WeChat hat sich gera­de erst stra­te­gisch 12 % Antei­le am kri­seln­den Snap­chat gesi­chert. Die auf­stre­ben­de und beson­ders bei Teen­agern belieb­te App Musi​cal​.ly wur­de für 1 Mrd. Dol­lar von der Medi­en­fir­ma Bei­jing Byte­dance Tech­no­lo­gy gekauft.

4. Chi­na Mar­ke­ting mit WeChat & Co. umsetzen

China Marketing mit WeChat & Co. im Tourismus

Foto-Cre­dit: CC BY 2.0 Sechen.Lin

4.1 Prä­senz in China

Vie­le Chi­ne­sen infor­mie­ren sich über ihre Rei­se­zie­le vor­ab in den sozia­len Medi­en. Die uns bekann­ten Kanä­le wie Face­book & Co. sind dort nicht ver­füg­bar. Wir brau­chen daher Prä­sen­zen in den ört­li­chen Kanä­len und zwar auf chi­ne­sisch. Unter­neh­men, die in Chi­na ver­kau­fen möch­ten (wie zum Bei­spiel Ross­mann oder auch Fuß­ball­ver­ei­ne wie der FC Bay­ern) machen das bereits.

Ach­ten Sie auf Ihre Social Media Repu­ta­ti­on, genau­so wie hier bei uns. For­dern Sie Bewer­tun­gen ein und beant­wor­ten bzw. bear­bei­ten Sie erhal­te­ne Bewertungen.

Arbei­ten Sie dafür mit chi­ne­si­schen Mut­ter­sprach­lern zusam­men. Am bes­ten nut­zen Sie Agen­tu­ren wie das Bang­Ni Insti­tu­te, deren Mit­ar­bei­ter alle chi­ne­sisch spre­chen und über Büros vor Ort ver­fü­gen. Las­sen Sie Ihren WeChat Account nicht von einem Prak­ti­kan­ten erstel­len, der gera­de bei Ihnen arbei­tet und zufäl­lig aus Chi­na stammt. Das ist einer der Urfeh­ler für lang­fris­tig erfolg­rei­ches Social-Media-Marketing.

4.2 WeChat in Deutsch­land nutzen

Im Tou­ris­mus mit hohem chi­ne­si­schen Besu­cher-Anteil bie­tet es sich an, die Zah­lungs-Mög­lich­keit via WeChat Pay anzu­bie­ten. Tou­ris­ten geben schnel­ler und leich­ter Geld aus, wenn sie auf ihre gewohn­ten Zah­lungs-Moda­li­tä­ten zurück­grei­fen kön­nen. Gera­de dann, wenn Bar­geld und Devi­sen schon sehr unge­wohnt sind.

Eine Ein­rich­tung von WeChat Pay kos­tet ca. 50 Euro. Dazu kom­men rund 2,5 % Trans­ak­ti­ons­ge­büh­ren. Also recht über­schau­bar für poten­ti­ell mehr guten Umsatz. Chi­na Mar­ke­ting mit WeChat steht also nichts mehr im Wege.

 

Autor: Josef Rankl

Das könn­te dich auch interessieren: